Barry Graves im Big Beat am Freitag
Jeder Big Beat hatte einen Moderator und Macher, und der Freitag gehörte Barry Graves. Hier konnte er volle drei Stunden lang seine Dance-Sendung machen. Barry war ein Experte für eigentlich alle Stilrichtungen der Popmusik, schließlich war er Herausgeber des ersten Rocklexikons in Deutschland, besonders lag ihm aber die Dance-Szene am Herzen. Schon in der legendären Rias-Sendung Studio 89, benannt nach der New Yorker Kult-Discothek Studio 54, begann er regelmäßig aus seiner zweiten Heimat New York neue Dance-Trends mitzubringen. Dies waren zum Beispiel die Samstag-Abend-Mixes der New Yorker Radiostationen Kiss FM und HOT 97. Später, bei Radio 4U, gab es dann auch die Billboard Dance Charts im Big Beat, meist mit den amerikanischen Remixes der Titel, und dies bereits eine Woche vor Erscheinen des Magazins Billboard in USA!

Helmut Lehnert zum Rocklexikon
Jingle Billboard Dance Charts

Nach Meinungsverschiedenheiten mit dem Rias Berlin verließ Barry 1986 den Sender und landete kurze Zeit später beim SFB, bei dem er auch bis zum Schluss blieb. Bei SFB 2 führte er zunächst seine Dance-Sendung unter dem Titel Studio 92 (92,4 MHz) weiter. Als dann 1990 Radio 4U, als das Jugend- und Popmusikprogramm des SFB startete, war Barry natürlich mit dabei und nahm auch seine Dance-Show mit, aber nicht als Studio 98, sondern von nun an unter dem Titel „The Big Beat am Freitag“. Der Vorteil dieses Wechsels lag auf der Hand: Die Sendung war nun mittlerweile satte drei Stunden lang, das bedeutete viel Zeit für die New Yorker Mixes und Dance-Charts, und auch für den damals aufkommenden Techno-Trend. Barry präsentierte in dieser Zeit oft Tekkno-Mixes, die er auch schon vorab bekam (z.B. von Wolle Neugebauer, einem der Urväter des Tekno), bevor sie abends in den wirklich angesagten Berliner Clubs (z.B. E-Werk) liefen. Radio 4U war damals DER Sender der sich auch um die Entwicklung dieser Musik kümmerte und solche Events featurete, bevor andere überhaupt wussten, was Techno ist. Und dies zeichnete Barry aus: Er war immer offen und an neuen Strömungen in der Musik interessiert.

Doch wenn er der Meinung war, dass sich diese in eine falsche Richtung entwickelten, sagte er dies auch später mit aller Vehemenz. So geschah es dann auch im Falle von Tekno besonders deutlich, denn Barry erkannte schon frühzeitig, dass sich diese hoffnungsvoll begonnene neue Stilart der Popmusik in eine gewisse kommerzialisierte und wirklich billige Richtung entwickelte. Hierbei schreckte er auch nicht vor deutlicher öffentlicher Kritik an Kollegen aus dem eigenen Funkhaus zurück.

Barry über Tekno
Barry über Marusha

Als es mit Radio 4U dem Ende entgegen ging, war lange nicht klar, was aus Barry und seinen hohen Ansprüchen ans Radio werden wird. Damals stand das Schreckgespenst „Fritz“ im Raum, das ein Dudelsender werden sollte, und das war dann ja wohl nichts für einen Barry Graves. Aber zum Glück kam es doch besser: Erst in der letzten Woche von Radio 4Uentschied sich, dass Barry Graves auch am kommenden Freitag wieder in Berlin und Brandenburg zu hören sein würde! Und zwar bei Rockradio B. Hier begrüßte er dann am 6. Januar 1993 alle alten und neuen Hörer. Die Sendung schrumpfte zwar auf 2 Stunden, aber egal! Beim Rias war man mit nur einer ausgekommen! Auf den Frequenzen von Rockradio B wurde dann seit dem 1. März 1993 das Programm von Fritz als eine ORB/SFB-Gemeinschaftsproduktion verbreitet und Barrys Sendung lief dort weiter jeden Freitag bis zum Juni 1994.

Tja, so ist das Leben! Vorletzte Sendung bei Radio 4U
Da ist er ja wieder! Erste Sendung bei Rockradio B

Dann ging mit dieser Sendung und Barry ohne Zweifel eine Ära im deutschen Radio zu Ende, die ihresgleichen sucht.

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